Norwegen – Skibotn und Strand von Kvaløya – Teil 3

See mit Steinen

Im letzten und 3. Teil meiner Berichte über meine Reise zu den Nordlichtern erfahrt ihr wie es uns fast bis nach Schweden verschlägt und welche Bewohner es in Norwegen sonst noch gibt. Wer die beiden ersten Teile noch lesen will, wird hier fündig Teil1 und Teil2.

In der Pizzeria

An einem unserer Ausflüge sind wir zunächst nach Tromsø in eine Pizzeria gefahren. Das Personal bekommt alle Hände voll zu tun und wir haben Zeit, uns zu unterhalten und Vidar zu allem möglichen zu befragen. Irgendwann kommt er auf ein beliebtes Thema in Norwegen zu sprechen: und das ist natürlich die Sagenwelt. Lieblingswesen der norwegischen Sagenwelt scheinen Trolle zu sein. Und so legt Vidar los und erzählt uns in einer sehr blumigen Ausdrucksweise mit schauspielerischen Einlagen von der Geschichte der 3 armen Töchter, die ausgezogen sind den Sohn des Königs zu befreien, der von einem Troll in die Berge verschleppt worden ist. Ich muss sagen, solche Geschichten fesseln mich sehr und Vidar erzählt auf eine unnachahmliche Art.

Die Tierwelt

Unsere Unterkunft liegt am Balsfjord. Es gibt ein paar verstreut liegende Häuser mit viel Platz dazwischen. Etwas weiter ist ein Hügel mit kleinen Kiefern locker bestanden. Dazwischen haben wir schon am 2. Tag Spuren gesehen und Hinterlassenschaften von größeren Tieren. Rentiere vielleicht? Am 5. Tag sollten wir es erfahren. Wir laufen zu Dritt die Straße in westlicher Richtung den Hang hinauf als wir im Wald zu unserer Linken Bewegung von mehreren Tieren sehen. Großen Tieren. Sie laufen ein Stück vor uns den Hügel hinauf. Wir schnappen uns unsere Kameras. Einer unserer Gruppe versucht ein Teleobjektiv zu montieren. Ich stelle die Kamera ein und der Dritte ist auch bereit, da tritt der erste Elch auf die Straße und überquert sie. Den erwische ich. Als die nächsten 3 die Straße überqueren blockiert meine Kamera und meldet Card Error. Super! Unser Glückspilz Ralf erwischt die 3 auf der Straße. Ich habe wenigstens den ersten Elch erwischt und Fotograf Nummer 3 geht leer aus wegen Objektivwechsel. Da müssen wir wohl noch ein wenig üben… Ralf hat das Foto für den Beitrag zur Verfügung gestellt. Vielen Dank!

3 Elche (Ralf Hohmann)

Aber immerhin haben wir eine Gruppe von 6 ausgewachsenen Elchen gesehen. Neben diesen imposanten Tieren begegnet man immer mal wieder Rentieren: entweder Einzeltieren, Müttern mit Kälbern oder kleineren Gruppen. Einer Mutter mit ihrem Kalb sind wir bei einer Tour begegnet. Wir haben natürlich angehalten. Die Reaktion der beiden Tiere ist ganz unterschiedlich. Während die Mutter schnell nervös wird und flüchten will, scheint das Kalb eher interessiert und neugierg zu sein und bleibt stehen. Glück für uns und Zeit zur Kamera zu greifen. Die nervöse Mutter versucht dem Kalb begreiflich zu machen, dass es besser sei zu gehen und fordert es scheinbar durch hin und her laufen dazu auf ihr zu folgen. Doch ohne Erfolg. Das Kalb glotzt uns an.

Rentierkalb

Rentierkuh

Neben den großen Elchen gibt es auf Norwegens Seen die deutlich kleineren sogenannten „Norweger Elche“. Sie sind äußerst selten und bei Dunkelheit sehr schwer zu fotografieren. Aber Ralf hat uns ein Beispielfoto aus seiner „Norweger Elch-Challenge“ überlassen.

Der Norweger Elch (Ralf Hohmann)

Was mich sehr überrascht hat bei dieser Wintertour war, das Gerüche gar nicht oder nur sehr abgeschwächt präsent sind. Kennt Ihr das? Ihr fahrt ans Meer und noch bevor man das Wasser sieht steigt einem der Geruch von Salzwasser und Seetang, der am Strand liegt in die Nase. Nicht so bei unserer Ankunft in Tromsø. Unser Ferienhaus liegt direkt am Balsfjord (einem Meeresarm), aber es riecht nicht nach Meer. Es riecht gar nicht! Ich vermute das hängt mit der Kälte zusammen, die verhindert, dass allzu viele Geruchsstoffe in der Luft sind. Selbst in der Nähe der Trockengestelle für Fisch, die neben der Fischfabrik aufgestellt waren, ist nur ein Anflug von Fischgeruch wahrnehmbar. Das ist im Sommer bestimmt ganz anders…

Panorama des Balsfjord

Das Panorama des Balsfjord ist 15 Gehminuten von unserer Unterkunft entstanden von einer Hügelkuppe mit schöner Rundumsicht. Als wir dort unterwegs sind fährt auch das tägliche Hurtigruten Postschiff vorbei.

Hurtigruten Postschiff auf dem Weg nach Tromso

Besondere Speisetipps

Was mich bei Reisen ans Meer immer begeistert, sind die tollen Möglichkeiten Fisch und Meeresfrüchte frisch zu genießen. So auch in Norwegen. Es ist ein Eldorado für Fischliebhaber in allen Variationen. So haben wir mehrfach in vielfältgen Variationen geräucherten Lachs genossen. Der Geschmack ist unvergleichlich und hat nichts mit in unseren Geschäften erhältlichem Räucherlachs zu tun. So habe ich auch eine Lachshälfte mit nach Hause genommen. Sie ist sehr schnell verzehrt worden!

Eine weitere kulinarische Neuentdeckung ist die Moltebeere. Die aus dieser Beere hergestellte Marmelade ist eine echte Bereicherung als Frühstücksbrotaufstrich. Die Beeren erinnern ein wenig an Himbeeren, sind aber gelb und kleiner. Der Geschmack ist eigen und leicht säuerlich, aber sehr schmackhaft. Von dieser Neuentdeckung habe ich ebenfalls ein Glas mit nach Hause genommen. Trotz intensiver Suche habe ich diese Frucht im heimischen Handel noch nicht entdecken können – weder frisch noch als Marmelade.

Natürlich gibt es noch viele andere leckere Speisen und Gerichte. Uns fiel die große Auswahl an Knäckebrot auf. Natürlich steht in Norwegen auch Rentier häufig auf Speisekarten. Das Fleisch ist sehr schmackhaft.

Skibotn – 6. Tag

Skibotn (nahe der Grenze zu Schweden und Finnland)

Das Wetter hat uns die ersten Tage doch sehr verwöhnt. Am 6. Tag war es tagsüber noch recht schön und sonnig. Bei unserem mittäglichen Ausflug in die nähere Umgebung der Ferienwohnung sind am späten Nachmittag ein paar Wolken aufgezogen. Das war natürlich für die Nacht dann eine Herausforderung für Vidar. Aber er ist schließlich der Profi und hat alle Technik wie Wolkenvorhersage und Webcams zur Verfügung. Also sind wir aufgebrochen und sind diesmal eine ordentliche Strecke gefahren. Auf dem Weg ins Landesinnere purzeln dann auch die Temperaturen in den Keller. In einem Tal im Landesinneren zeigt das Thermometer dann auch -25°C. Unser Weg führt uns nach Skibotn am Lyngenfjord. Das Tal dort liegt noch ca. 20 km vom Dreiländereck Norwegen – Schweden – Finnland. Dort haben wir uns in einem tiefgefrorenen Sumpfgebiet breit gemacht. Sehr sukrile Bäume stehen hier rum und ein Strommast, der schräg im Gelände steht. Die Temperaturen sind doch deutlich frischer als in den Tagen zuvor. Aber Vidar hat tatsächlich ein Plätzchen mit freiem, wolkenlosem Himmel gefunden! Wir haben wieder vom Mond beschienene Landschaft, Berge und Nordlichter erleben dürfen.

Letzter Tag – Entlang der Küste von Kvaløya

Am letzten Tag hat es das Wetter nicht ganz so gut mit uns gemeint. Zeit für unseren letzten Tagesausflug. Es ist ziemlich zugezogen. Wolken bedecken die Bergspitzen und ab und zu fällt daraus auch mal Schnee. Nichts destotrotz fasziniert die Landschaft auch mit dieser Stimmung. Und für den Fotografen gibt es gerade dann genügend lohnende Motive. Schließlich sind diese Bedingungen genau richtig für den Einsatz von Graufiltern. Also haben wir an zwei verschiedenen Standorten Langzeitbelichtungen gemacht. So kommt man zu außergewöhnlichen Bildern am Strand.

Bucht auf Kvaløya ( Belichtung 30 sek.,Haida ND Filter 3,0)

Steine am Strand von Kvaløya ( Belichtung 30 sek.,Haida ND Filter 3,0)

Vom Wind gerupfte Birken und umgefallene Bäume am Strand bieten ebenfalls tolle Motive. Vidar hat wieder Kaffee und Tee sowie Sandwiches dabei, so dass die Stimmung viel positiver als das Wetter ist.

Birke am Strand auf Kvaløya

Steine am Strand von Kvaløya ( Belichtung 30 sek.,Haida ND Filter 3,0 B&W)

Steine am Strand von Kvaløya ( Belichtung 30 sek.,Haida ND Filter 3,0 B&W)

Bucht auf Kvaløya ( Belichtung 30 sek.,Haida ND Filter 3,0 B&W)

Der Feuervogel

Nordlicht mit Mond

Balsfjord Nordlicht

Nordlicht Wirbel

Mein Zeitrafferfilm

Zum Abschluss meiner Berichte über die Norwegentour möchte ich Euch noch meinen Norwegenfilm präsentieren. Es sind Eindrücke über die Nordlichter, die wir in den Nächten bewundern konnten. Es ist das erste Mal, dass ich aus Zeitraffermaterial einen Film schneide. Vor allem die Musikauswahl hat mich sehr beschäftigt.

Viel Spaß beim Anschauen…

Fazit:

Für mich war diese Reise ein unglaublich spannendes und schönes Erlebnis. In eine von Kälte und Wasser geprägte Region im Winter zu fahren, ist schon ein sehr eindrückliches Erlebnis. Wir haben natürlich damit gerechnet Nordlichter zu sehen, aber, dass wir Sie fast jeden Abend genießen durften, war ein Glück für das wir sehr dankbar sind.

Starrail mit ISS und Nordlicht

Die Organisation der Reise durch Zoom-Expeditions von Martin Skjeldal, die Betreuung und Guiding Dienste von Vidar Creative vacations vor Ort und die Unterweisung, Hilfe und Vermittlung von Spezialwissen durch Gunther Wegner sind unvergleichlich gut gewesen. Durch diese drei Faktoren haben wir etwas erlebt, was unvergesslich bleiben wird. Aber auch unsere „Männerrunde“ der Teilnehmer war eine besondere Erfahrung, die wir denke ich ganz gut gemeistert haben und viel Spaß gebracht hat. Danke dafür!

 

War von Euch schon mal jemand im Winter im hohen Norden? Was sind Eure Erfahrungen dazu?

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4 Kommentare

  1. Wunderbar Andreas !

    Ich habe mir den Film sehr gerne und mehrmals angesehen !
    Was mir sofort auffällt ist die Entwicklung von den ersten Zeitraffern am Fjord vor der Hütte und dem zugefrorenen See am zweiten Abend ( also noch vor Gunthers Tipps zur Wahl der Intervallzeit, Auslösedauer etc.) und den Aufnahmen an den letzten beiden Abenden am Montag und Dienstag.
    Von der Kamerafahrt mit dem Slider gefallen mir die Sequenzen ab ca. 3.40 min. Das sind kurioser Weise die wenigen Zeitraffer ohne Nordlicht, sondern mit den ziehenden Wolken über den Gebirgskamm kurz vor Schweden, als die Temperaturen so in den Keller gegangen sind, dass wir eine kleine „Bewegungswanderung“ gegen die kalten Füße gemacht haben und im Kreis gelaufen sind .
    Noch sehr gut gefallen hat mir der Startrail mit langsamen Aufbau gegen Ende des Films! Hab ich bisher so noch nicht gesehen. Wie hast Du denn das produziert ?

    Schön, dass Du auch so viel Material aus der Woche mit nach Hause genommen hast um sowas erstmal schneiden zu können *Applaus*.

    Es war mir eine Ehre dabei gewesen zu sein im „Nikon-Lager“ am Balsfjord (naja gut – Vidar war noch auf „meiner“ Seite ).

    Schöne Grüße unbekannter Weise an Deine Frau Angelika, die Dir die Reise „erlaubt“ hat und Dich beim Video schneiden in Ruhe gelassen hat damit wir jetzt sowas sehen können

    • Hallo Fabian,
      Danke schön!

      Den Startrail Timelapse habe ich bei der Bearbeitung in StarStaX vorbereitet.
      Dort kann man angeben, dass nach jedem zugefügten Bild zwischengespeichert wird. So
      bekommt man nicht nur ein Bild sondern die Anzahl der im Timelapse vorhandenen Bilder immer um ein Bild ergänzt.
      Dann das Ganze einfach nochmal in LR Timelapse laden und als Film ausgeben.
      Rückwärts geht das Ganze dann indem man die Dateien rückwärts lädt und umbenennt.
      DerEffekt ist ganz schön.

      Gruß

      Andreas

  2. Michael Horz

    Ein super Zeitrafferfilm!!!! Gefällt mir sehr gut.
    Vor allem die Passagen, wo sich gleichzeitig noch die Kamera seitwärts bewegt. Auch der bewegte Sternenhimmel kommt sehr plastisch rüber. Die huschenden Autos sind sehr lustig. Da müssen sehr viele Stunden an Arbeit drin stecken. Kein Wunder, dass das Radlfahren zurück stehen musste 🙂
    Habe den Youtube-link schon weiter verteilt.

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